Ried-Info 02.03.2016
Zweites Standbein Määnzer Fassenacht Ried-Echo vom 13.2.14
Orchester – Für den Musikzug Stockstadt bricht mit der Karnevalssaison eine besonders arbeitsreiche Zeit an
Gruppenbild mit Dame: Nur eine einzige weibliche Musikerin spielt mit beim Musikzug Stockstadt.
Derzeit probt das Orchester für die Teilnahme an Karnevalsumzügen in Gernsheim, Mainz und Büttelborn. Foto: Robert Heiler
Seit 38 Jahren besteht in Stockstadt der Musikzug. Fast ebenso lange
ist die vielseitige Brass Band auch bei der Mainzer Fastnacht dabei.
Aus dem Gruppenraum des Musikzugs im hinteren Teil der Altrheinhalle dröhnt es rhythmisch mitreißend in verblüffender Lautstärke – diese Dynamik ist eindeutig nicht für einen geschlossenen Raum gedacht. „Kurz vor der Fastnacht trifft sich unsere Percussiongruppe schon eine Stunde vor der normalen Probe, um gesondert für die Umzüge zu üben“, sagt der Vorsitzende des Musikzugs, Luigi Urzo. Das große Neujahrskonzert des Orchesters liegt noch nicht lange zurück, da naht schon mit der Fastnacht die nächste saisonale Herausforderung.
Eine Herausforderung, die routiniert angegangen wird. Schließlich ist die Beteiligung an der Mainzer Fastnacht fast so alt wie der Musikzug: 1976 gegründet, unterstützte das Blechblasorchester bereits ein Jahr später die Hechtsheimer Dragoner Garde musikalisch in der Fastnacht. Seitdem musizieren und marschieren die Stockstädter in weiß-blauer österreichischer Gardeuniform beim Ehrenoffiziersempfang in Mainz-Hechtsheim, in Mainz beim Gardeumzug am Fastnachtssonntag und natürlich beim großen Rosenmontagszug. In KuK-Uniform deswegen, weil sich die Hechtsheimer Karnevalisten in Erinnerung an die bei der Belagerung von Mainz 1793 in der Nähe ihres Orts stationierten österreichischen Soldaten „Hechtsheimer Dragoner Garde. Erstes Österreichisches Corps der Mainzer Fastnacht“ nennen.
„Danach sind wir schlagkaputt“
Die närrischen Tage bis zum Rosenmontag verlangen den Musikern einiges ab, denn sie sind nicht nur in Mainz unterwegs: Am Fastnachtsamstag marschieren sie bei der Gernsheimer Straßenfastnacht mit, am Sonntag „in einem Aufwasch“, wie es Urzo nennt, erst in Mainz und später in Büttelborn. Und am Rosenmontag folgt dann zum krönenden Abschluss der große Umzug durch die Mainzer Innenstadt. „Das macht alles großen Spaß, aber danach sind wir schlagkaputt“, bekennt stellvertretender Vorsitzender Harald Schmidt.
Als nun nach und nach die Musiker zur normalen Probe um 20 Uhr an diesem Donnerstag eintrudeln, fällt sofort eine Besonderheit des Orchesters auf: „Von Jung bis Alt, von 15 bis 73 Jahre ist alles dabei. Das macht gerade den Verein aus“, sagt Jugendleiter Wilfried Herget. Der Musikzug freut sich immer über Neuzugänge, versucht aber vor allem, seinen Nachwuchs selbst heranzuziehen. Zu diesem Zweck gibt es die „Junior Brass Band“, in der Jungen und Mädchen ab zehn Jahren an einem Blechblasinstrument oder Schlagzeug ausgebildet werden.
Was ebenfalls sofort auffällt: Mit Christine Ritsert (Trompete) gibt es zurzeit nur eine Musikerin unter den 26 Aktiven des großen Orchesters, obwohl sich die bis dahin reine Männerdomäne 2009 grundsätzlich für Frauen geöffnet hat. Im Jugendorchester spielen auch nur eine Trompeterin und eine Posaunistin. Das liegt, vermutet Vorsitzender Urzo, an der besonderen Ausrichtung des Musikzugs: „Wir sind ein reines Blechblasorchester, Mädchen und Frauen bevorzugen aber vor allem Holzblasinstrumente. Ändern möchten wir uns dennoch nicht, weil das unseren besonderen Sound ausmacht.“
Nicht nur Märsche im Programm
Wie der klingt, beweist die Brass Band eindrucksvoll während der Probe. Satt erklingt der österreichische Kaiserjägermarsch. „Den spielen wir immer, wenn wir in Mainz mit der Garde vor die Ehrentribüne ziehen“, erklärt Urzo, der für den abwesenden Orchesterleiter Alexander Jung die Vertretung übernommen hat. Aber der Musikzug kann beileibe nicht nur Märsche. Stimmungsvoll präsentieren die Musiker „Nessaja“ aus Peter Maffays Musical „Tabaluga“.
Denn bekannt ist die Brass Band für ihre Arrangements von Stücken, die man nicht unbedingt mit einem Blechblasorchester in Verbindung bringt. So haben sie auch die Blues Brothers im Repertoire, ebenso wie Phil Collins, „König der Löwen“ und Udo Jürgens, aber auch die klassischen Märsche und Polkas.
Ein so aufwendiges Geschehen wie das Neujahrskonzert stemmt der Musikzug nur alle zwei Jahre. Jährlich gibt es dagegen das Oktoberfest – in diesem Jahr am Samstag (4.). Und natürlich musizieren sie ausgiebig bei der Fastnacht in Mainz und im Ried – mit österreichischem Marsch und „Ole, Ole Fiesta.“